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29. Juli bis 1. Oktober 2006 (verlängert)

Hermann Bachmann (1922 bis 1995)
Malerei auf Papier
aus den Jahren 1953 bis 1994

Gisela Bachmann
Skulpturen

 

Vernissage
Freitag, 28. Juli 2006, 19 Uhr
Es spricht:
Prof. Dr. Robert Kudielka, Kunsthistoriker, Universität der Künste Berlin
Mitglied der Akademie der Künste
 

Rubriken:

Intro l Biografien l Publikationen l Medienecho
Hermann Bachmann: 1950er
l 1960er/1970er l 1980er I l 1980er II l 1990er
Gisela Bachmann: Skulpturen I
l Skulpturen II

Intro

 

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Die nächste Ausstellung ist dem Programm der Galerie am Gendarmenmarkt verpflichtet, sich den Umbrüchen in der bildenden Kunst nach der klassischen Moderne im 20. Jahrhundert zu widmen, den Umbrüchen, die in Deutschland einerseits flankiert sind von der Vorherrschaft der Gegenstandslosigkeit der Kunst und andererseits vom Dogma eines Naturalismus sozialistischen Inhalts.
Hermann Bachmann hat sich beidem entzogen.

1922 in Halle an der Saale geboren gehörte er dort nach 1945 zu einem Künstlerkreis um Charles Crodel (Aus- stellung vom 21.9. bis 16.10.05), Otto Fischer-Lamberg, Otto Müller, Karl Völker, Waldemar Grzimek (Ausstellung in der Galerie am Wasserturm vom 5.12.98 bis 23.1.99) und Willi Sitte, die unmittelbar an die formalen Erfahrungen der klassischen Moderne anknüpfend sich mit existenziellen Fragen auseinandersetzten.
Bald unter die Kritik der offiziellen Kunstpolitik der DDR in ihrer schärfsten Form der sogenannten Formalismusde- batte geraten, ging er dieser aus dem Weg, indem er die Angebote zur Förderung durch den Maler und Rektor der Hochschule für Bildende Künste Berlin (West), Karl Hofer, sowie durch den Galeristen und Kunsthändler Rudolf Springer annahm und 1953 Ostdeutschland verließ.
In Westberlin angekommen sucht Bachmann den Weg zur Abstraktion, indem er seine Figuren, Sitzende und Tänzerinnen, in klar voneinander getrennte Farbflächen zerlegt und sich allein auf den Rhythmus des Farbflusses konzentriert.
In der besonderen politischen Situation Westberlins verschärfte sich hier die Debatte um die abstrakte Kunst und das Menschenbild, die Auseinandersetzung um die Übermacht der abstrakten Malerei immens. Ihr entzog sich Fachmann ebenfalls, indem er ausschließlich seiner inneren Bildvorstellung folgte. Weder das Informel noch die Op und Pop Art treffen seine Intentionen. Und als Ende der70er und Anfang der 80er Jahre die Neuen Wilden u. a. in Berlin gegen die intellektuell verengte Formensprache der Minimal- und Conceptart auftraten, hatte Bachmann für sich diesen Protest selbst schon durchlebt und die Freude am großen Tafelbild mit wilden expres- siven Pinselstrichen und zum Teil grellen Farben (rot und gelb), die Hinwendung zur Konfiguration und zu grundlegenden subjektiven Empfindungen wie Lust, Freude und Wut selbst schon vollzogen. Bachmann musste die Malerei nicht neu erfinden, denn er war immer Maler geblieben, allerdings wohl eher unbemerkt, denn Bachmann war ein prominenter Individualist, unangepasst an den bürgerliche Kunstbetrieb.
Individuelle Ansichten und Gestaltungen interessieren ihn mehr als konformes Verhalten.

Sein Engagement während der Studentenunruhen Ende der 60er Jahre brachte ihm in der Öffentlichkeit den Titel eines »Kulturbolschewisten vom Steinplatz« (Sitz der Kunsthochschule) ein.
Für die westliche Kunstszene beginnt eine Phase, die von einer tiefen Unsicherheit, was den Fortbestand von Malerei betrifft, behaftet ist.
1968 hat Bachmann vom Zweifel an seine Malerei getrieben, etwa 160 seiner Bilder vernichtet und erst ganz allmählich und umsichtig wieder angefangen zu arbeiten, nachdem er sich intensiv mit farbtheoretischen Untersuchungen befasst hatte.

Erst 1983 - nach zwanzig Jahren - zeigt er in einer Einzelausstellung sein Werk in der Staatlichen Kunsthalle Berlin (West), dann aber an gleichem Ort 1989 und 1992 mit ergänzenden Ausstellungen.
Dies ist sicher auch dem besonderen Engagement des damaligen Kunsthallen-Direktors Prof. Dieter Ruckhaberle zu danken, der neben Karl Hofer und Rudolf Springer, wie schon erwähnt, ebenso wie Prof. Eberhard Roters, Begründer und langjähriger Direktor der Berlinschen Galerie, Prof. Lothar Romain, ehemaliger Präsident der Hochschule der Künste Berlin sowie dem Ästhetiker Prof. Robert Kudielka zu den Bewunderern und Förderern des malerischen Werkes Hermann Bachmanns gehörte. Damit scheint auch die Prominenz der bildenden Kunst des ehemaligen Westberlins aufgezählt.
Hermann Bachmann malte weder seine Träume, noch malte er die Realität. Vielmehr bewegte er sich wie ein ?Seiltänzer? (wie er sich selbst einmal bezeichnete) zwischen allen Welten. Die Wirklichkeit durchläuft bei ihm einen geistigen Reflexionsprozess, der sie zu Motivzeichen verwandelt, zu Zeugen einer geistigen Autonomie des Bewusstseinsraumes der Bildfläche.

»Bachmann rennt gegen die Wand.
Er rennt mit dem Pinsel gegen die Wand.
Der Pinsel ist sein Kopf«

Eberhard Roters in »Zwischenbericht«, Staatliche Kunsthalle Berlin, 1992

Gisela Bachmanns Skulpturen streben eher nach Harmonie und Ruhe. Aus den frühen Jahren zeigt die Ausstellung die »Knieende« von 1946 und die »Stehende« von 1948.
Gisela Bachmann hatte in Halle bei Gustav Weidanz in den 40er Jahren Bildhauerei studiert, Karl Völker unter- richtete sie im Akt- und Porträtzeichnen.
Nach der Geburt des zweiten Kindes im Jahre 1953 stellt sie ihr eigenes künstlerisches Schaffen zugunsten familiärer Verpflichtungen zurück. Auch die Hektik der Großstadt Berlin ist ihrem Streben nach innerer Ruhe abträglich. So schafft sie einen Neuanfang erst nach 25 Jahren bin ihrer Geburtsstadt Karlsruhe, wo sie sich dann in dem elterlichen Grundstück ein Atelier einrichten kann. Aber erst ab 1987 erreicht sie in ihrer Arbeit ein Niveau, das sie gelten lässt. In der Ausstellung sind neben den frühen Skulpturen Arbeiten aus den Jahren 1996 bis 2005 zu sehen.
Gisela Bachmanns Figuren sind von einer feinen Sinnlichkeit. Die plastische Form neigt zur Geschlossenheit, zur inneren Ruhe. Jegliche Gestik oder dramatische Akzente sind ihr fremd. Ihr gegenwärtiges Schaffen scheint wie eine Flucht aus dem exzentrischen Leben an der Seite des Malers Hermann Fachmann in der hektischen Großstadt Berlin in die Besinnlichkeit des eigenen Ego im eher ländlichen Elternhaus in Karlsruhe-Durlach. Zunehmende Freude an Details innerhalb der großen Form, mitunter spielerische Züge annehmend, reichern die Sinnlichkeit an und künden von ihrer eigenen Freude am Modellieren.

 

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