Mit der Ausstellung von Werken der Bildhauerin Susanne Rast
setzt die Galerie am Gendarmenmarkt ihr Programm zur figürlichen
Plastik fort, diesmal jedoch mit einer jüngeren Bildhauerin,
denn 1962 geboren gehört sie in dem relativ langsamen Metier der
Bildhauerei doch eher zu den noch weniger etablierten Künstlern.
Susanne Rast stellt zum ersten Mal in der Galerie am
Gendarmenmarkt aus.
Der Titel der Ausstellung ist der Titel einer ihrer Zeichnungen,
die es in vier Varianten gibt. »Haltung bewahren« ist also ein
Thema, das sie wiederholt beschäftigt. So steht dieser Titel
wohl auch für ihr Programm.
»Haltung bewahren« beschreibt das rigorose Festhalten am
Figurativen in der bildenden Kunst, sowohl in der Plastik als
auch in der Zeichnung. Die menschliche Figur bleibt bei Susanne
Rast Ausdrucksträger eines differenziert-spannungsvollen
Wirklichkeits- und Weltverhältnisses des Menschen.
Dabei hat Susanne Rast hat sich der vielfältigen skulpturalen
Erfahrungen der klassischen Moderne versichert. Diese führen sie
zurück zum Bild des Menschen, dessen Vokabular sich für sie noch
längst nicht erschöpft hat. Angesichts der thematischen und
formalen Ausuferung dreidimensionalen Schaffens in der Gegenwart
erscheint die Besinnung auf das Bild vom Menschen in der Tat als
die Bewahrung einer Haltung.
»Haltung bewahren« beschreibt auch die ihr eigene existentielle
Auseinandersetzung mit dem Wesen Mensch. Ihre Figuren sind
menschliche Körper in Situationen der Gefährdung und der
Behauptung gleichermaßen, zerbrechlich sind sie, Halt suchend.
Die Gesten sind zumeist verhalten, scheu zurückblickend, der
Kopf gesenkt, die Gliedmaßen an den Körper gepresst oder die
Körper sind auf den Torso reduziert.
Dabei sind die Torsi weder vollendete in sich geschlossenen
Skulpturen, noch sind sie zerstörte Körper. Susanne Rast
definiert den Torso irgendwo dazwischen, in der Waage von
Bedrängnis und Selbstbehauptung.
Die Überlängungen ihrer Figuren erinnern an spätgotische
Plastiken, an deren Eleganz. Sie scheinen aber ob ihrer
Schlankheit auch zerbrechlich. Aufgerissene Oberflächen
widersetzen sich auf störrische Weise der Harmonie.
Susanne Rast bringt ihre ganz eigene poetische Weltsicht in die
figurative Bildhauerei ein. Mit der Suche nach der plastischen
Form für menschliche Körper versucht sie der Rätselhaftigkeit
unserer Existenz auf die Spur zu kommen.
»Haltung bewahren« bezieht sich auch auf ihre bildnerischen
Mittel. Sie schlägt in Marmor, formt Gips für Bronze und
schneidet Holz.
Die Künstlerin hält sich an die traditionellen Gewerke der
klassischen Bildhauerei. Deren Verwendung aber ist virtuos und
unkonventionell. Kaum bearbeitete Flächen wechseln mit
geschliffenen, sie schneidet mit und gegen die Maserung des
Holzes, bemalte Partien gibt es sowohl auf dem Holz als auch auf
der Bronze, das Spiel mit diesen Möglichkeiten scheint
unerschöpflich bei aller Bindung an die Tradition, allein den
emotionalen Energien folgen sie.
Biografische Informationen:
Susanne Rast ist 1962 in Rostock geboren. Von 1980 bis 1981
absolviert sie eine Töpferlehre in Ahrenshoop. Anschließend
beginnt sie das Studium der Bildhauerei an der Kunsthochschule
Berlin-Weißensee bei Prof. Jo Jastram, bei Rolf Biebl und bei
Prof. Eberhart Bachmann, das sie 1986 mit dem Diplom abschließt.
1989 beendet Susanne Rast eine dreijährige Aspirantur bei Prof.
Bachmann mit dem Magister Artium. Von 1986 bis 1989 ist sie
Lehrbeauftragte an der Abendschule der Kunsthochschule
Berlin-Weißensee im Fachbereich Bildhauerei. 1990 gründet sie
die private Kunstschule»Kontrapunkt«. Seit 1986 arbeitet Susanne
Rast als freischaffende Bildhauerin und nimmt an nationalen und
internationalen Ausstellungen sowie Symposien teil. Seit 2001
arbeitet sie mit der Galerie Norbert Blaeser, Steffeln in der
Vulkaneifel, zusammen. 2002 erhält Susanne Rast den
Karlheinz-Goedtke-Kunstpreis des Herzogtums Lauenburg, verbunden
mit einer Ausstellung im Kreismuseum Lauenburg. 2005 gründet sie
die Künstlergruppe Marfa.
Ausstellungen hatte Susanne Rast seit 1986 in Paris, Berlin,
Amsterdam, Madrid, New York, Chicago, Kopenhagen,
Ribnitz-Damgarten, Ahrenshoop, Schwerin, München, Ratzeburg,
Steffeln, Wernigerode, Wustrow und Karlsruhe.
Arbeiten im öffentlichen Raum von Susanne Rast befinden sich in
Rostock, Stralsund, Katzow, Gütersloh, Müggenwalde, Wustrow und
Berlin. |