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René Graetz (1908 bis 1974)
Skulpturen, Zeichnungen, Siebdrucke

Ausstellungsdauer
3. Juni bis 16. Juli 2005

Abb.*

 
 
Vernissage
Donnerstag, den 2. Juni 2005, 19 Uhr


Es spricht:
Dr. Fritz Jacobi, Kunsthistoriker, Berlin
Kustos der Neuen Nationalgalerie
der Staatlichen Museen Berlin

Rubriken der aktuellen Ausstellungs-Präsentation:

Einführung l Plastik(1) l Plastik (2) l Zeichnungen + Drucke
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Einführung

 

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Der Bildhauer, Zeichner und Grafiker René Graetz, der 1946 von London in den Osten Deutschlands geht, um sich hier für neue gesellschaftliche Verhältnisse zu engagieren, gehört zu jener Künstlergeneration, die trotz einzigartiger Leistungen in der gegenwärtigen Rückschau auf die Kunst des 20. Jahrhunderts in Deutschland eher in Vergessenheit geraten sind, als dass ihr Werk präsent ist.

Bei René Graetz ist dieser Tatbestand u. a. auch darauf zurückzuführen, dass er immer ein Suchender geblieben ist, voller innerer Widersprüche, und als Bildhauer erst mit den »Upright Figures« zu Beginn der Siebzigerjahre alle ihn quälende Zweifel beiseite schiebt und den in ihm zutiefst verankerten Impuls zur freien Formentfaltung folgt. Spät also findet er erst sein eigenes künstlerisches Programm .

Anfangs versucht er im Osten Deutschlands gemeinsam mit Künstlerkollegen wie Horst Strempel, Arno Mohr, Fritz Cremer, Gustav Seitz, Waldemar Grzimek, Theo Balden oder Herbert Sandberg sich gegen eine volkstü-melnde, auf vordergründige Pathetik eingestellte Kulturpolitik der SED zur Wehr zu setzen. Seine Beteiligung an Wandbildaufträgen in Hennigsdorf und Ballenstedt lösen heftige Diskussionen aus. Beteiligt war er auch an der Gestaltung der Gedenkstätten in Buchenwald und Sachsenhausen.
Graetz leuchtet mit seinen plastischen Werken jene Intentionen weiter aus, die aus einer starken Bindung an die Realität versuchen vorzustoßen zu einer verknappten, sinnstiftenden Körperlichkeit, die Formerfahrungen der Moderne durchaus verarbeitend.

1957, nach eine Italienreise schreibt er:
»Wir müssen lernen, unserer großen Tradition zu vertrauen. Wie viel weiter wären wir heute in der bildenden Kunst, wären wir mutiger gewesen, hätten wir mehr im Geiste der Unabhängigkeit gearbeitet, unserer eigenen Tradition, dem Expressionismus folgend, der unsere nationale Form des Realismus ist.«

Dies stößt einerseits auf den oben beschriebenen Widerstand, andererseits verhindert sein Festhalten an der menschlichen Figur sein inneres Streben zur freien Formentfaltung,
angeregt sicher durch seine Begegnungen mit Henry Moore in London bzw. durch seine Auseinandersetzung mit Pablo Picasso, Jacob Epstein und Marino Marini.
Mit den »Upright Figures« Anfang der Siebzigerjahre stößt er endlich vor zu jener freien zeichenhaften Gestal- tung, die losgelöst von der menschlichen Gestalt eine starke innerliche Plastizität erzeugt. Diese ganz von Wachstum durchdrungenen, sich energisch nach oben schraubenden Formen sind Sinnbild der Aktivität des sich energischen Aufrichtens.

Die Skulptur verwandelt sich in ein plastisches Lebenszeichen.
Auch wenn René Graetz sich nach diesen Figuren wieder der menschlichen Gestalt zuwendet, hat er doch das Gefühl einer neuen, gestalterischen Freiheit gewonnen.
Diese Widersprüchlichkeit ist prägend für das plastische Schaffen von René Graetz, aber auch Ausdruck der Zeit und ihrer Verhältnisse.
In der Grafik operiert Graetz schon seit den Sechzigerjahren mit einer stark verallgemeinernden Gestaltungs-weise, nutzt eine abkürzende Zeichensprache und Symbole.
In den letzten Jahren bedient er sich insbesondere zweier Motive, des Phönix und der roten Leiter. Gerade in den farbigen Siebdrucken zu diesen Themen schafft er eine einzigartige Verschmelzung dekorativer und meta- phorischer Elemente in der Grafik.

Gabriele Mucchi schrieb für René Graetz nach dessen Tod:
»Er hatte Gegner. Sein Werk wurde kritisiert, beiseite gelassen, ignoriert. Von Wem? Kein Zweifel: von denen, die Blätter gedruckten Papiers vor den Augen haben und mit den Ohren gucken.
Doch sein Werk wurde auch geschätzt, gelobt, geliebt. Von Wem? Kein Zweifel: von denen, die die Wahrheit lieben, von den Dialektikern, von den wagenden Mutigen. Und vor allem von jenen, die Poesie und Großzügigkeit lieben.«

Ausstellung mit Unterstützung von Patrick Graetz, Kunstarchiv René Graetz und Elizabeth Shaw
weiterführende Informationen im Internet: www.artgraetz.com



Hinweis für Redaktionen und AutorInnen: Informationen und Abbildungen (300 dpi) zum Download im Pressebereich

 

* Abbildung oben: Inborn Power, 1970, Bronze 2/5, H.: 76 cm - Aufnahme und Einrichtung Dr. Hermann Büchner

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