Albert Hennig wird am 7. Dezember 1907 in Kleinzschocher, einer
Industrievorstadt von Leipzig als Sohn eines Bauarbeiters geboren. Mit mehreren
Geschwistern wächst er in einem proletarischen Milieu auf, das sein soziales
Gewissen früh ausprägt und seinen Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse
schärft. Nach der Volksschule beginnt er eine Lehre als Betonbauer, nach deren
Abschluss arbeitet er zunächst in Leipzig und dann in verschiedenen Regionen
Deutschlands. 1928 tritt er der SPD bei. Im gleichen Jahr kauft er sich vom
mühsam ersparten Geld eine Rollfilmkamera und beginnt zu fotografieren, weniger
mit künstlerischen als mit sozialen Absichten. Es gelingt ihm, Alltagsszenen aus
der Bedeutungslosigkeit herauszuheben und zu monumentalen Bildern zu verdichten.
In den Jahren 1929 bis 1931 ist Hennig arbeitslos. Mit seinen Fotos bewirbt er
sich am Bauhaus in Dessau und beginnt 1932 mit dem Studium, zunächst bei Josef
Albers, dann bei Hinnerk Scheper, Joost Schmidt und Walter Peterhans. Zu Mies
van der Rohe und zu Kandinsky hat er »ab und zu einmal reingeschaut«. Das Erbe
von Paul Klee wirkte am Bauhaus weiter, obwohl dieser bereits als Lehrer an der
Akademie in Düsseldorf tätig war. Am Bauhaus begann auch die Freundschaft mit
Carl Marx, dem Dessauer Maler. Nach dem Wahlsieg der Nazis in Sachsen-Anhalt
wird das Bauhaus gezwungen, Dessau zu verlassen, es siedelte nach
Berlin-Steglitz über, wo Mies van der Rohe es als privates Lehrinstitut
weiterführt. 1933 schließlich erzwingen die Nationalsozialisten auch hier dessen
Auflösung. Albert Hennig ist wieder arbeitslos. Von 1935 bis 1945 wird er als
Betonbauer zwangsverpflichtet. Ein Luftangriff auf Leipzig im Jahre 1943
zerstört seine Wohnung und damit fast sein gesamtes Frühwerk. 1945 zieht Albert
Hennig mit seiner Frau Edit, die er 1941 geehelicht hatte, nach Zwickau, wo er
die Gruppe »Bildender Künstler« im Kulturbund der Stadt mitbegründet. Von 1948
bis 1951 wirkt er als deren Sekretär. Mit dem Ziel, für eine sozial gerechte
Gesellschaft zu wirken, tritt Albert Hennig 1948 in die SED ein.
Von 1952 bis 1953 ist er als Referent für Bildende Kunst im Bezirk Chemnitz
tätig.
1952 wird er Mitglied des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands. Es
entstehen erste abstrakte Arbeiten, die unter anderem zustimmende Aufmerksamkeit
durch den Kunstwissenschaftler Will Grohmann finden. 1949 hat er seine erste
Ausstellung in der Galerie Henning in Halle. Mit dem Beginn der
»Formalismusdebatte« in der DDR, in deren Ergebnis die Künstlerschaft auf das
Dogma des sozialistischen Realismus eingeschworen werden sollte, gerät Hennig
immer mehr in Widerspruch zur offiziellen Kulturpolitik. Seine sozialen Utopien
in der SED verwirklichen zu können, sieht er als gescheitert an und tritt
folgerichtig aus der Partei aus. Ab 1953 ist er wieder als Betonbauer tätig.
Diesen Beruf übt er bis zum Eintritt in das Rentenalter im Jahre 1972 aus.
Hennig widmet sich nun wieder ganz seiner künstlerischen Arbeit. Es entstehen
poesievolle Landschaften und Darstellungen genau beobachteter Menschen, daneben
freie Kompositionen, die den Gegenstand mitunter nur noch erahnen lassen. Seine
Bildordnung entfaltet sich im keinen Format, höchstens bis zum Format A3. Neben
Aquarellen schafft er Pastelle, Monotypien, Holzschnitte und eine wahre Flut von
Zeichnungen. 1972 richtet Georg Brühl in der »Galerie oben« in Chemnitz eine
große Personalausstellung für Albert Hennig aus. Es folgen Ausstellungen in
verschiedenen Städten. 1978 gibt der Leipziger Galerist Hans Peter Schulz
Hennigs Fotografien der 20er und 30er Jahre in einer Edition heraus. Ab 1989
erweitert sich die Ausstellungstätigkeit auf den westlichen Teil Deutschlands,
auf die Schweiz und Frankreich.
1991 erhält Hennig den Kunstpreis der Stadt Zwickau und
1996 das
Bundesverdienstkreuz.
Ein Jahr später wird er Ehrenbürger der Stadt Zwickau, wo er am
14. August des Jahres 1998 verstirbt.
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