»Die Kraft des zivilen
Ungehorsams und die Kraft der Liebe bezwingen die Gewalt der
Diktatur«
Die Bildhauerin Ingeborg Hunzinger begeht am 3. Februar diesen
Jahres ihren 90. Geburtstag.
Aus diesem Anlass widmet die Galerie am Gendarmenmarkt in Berlins
Mitte, die das bekannte Ausstellungsprofil der
Galerie am Wasserturm
aus dem Prenzlauer Berg an neuem Standort weiterführt, ihrem
plastischen und ihrem zeichnerischen Werk eine Ausstellung.
Dieser Zusammenhang ist insofern von Bedeutung, da drei Bildhauer,
durch die Ingeborg Hunzinger künstlerisch geprägt wurde, schon in
der Galerie am Wasserturm mit ihren Werken präsent waren.
Das sind Ludwig Kasper (1893 bis 1945), mit dem sie in der
Ateliergemeinschaft Berlin in der Klosterstraße in den Jahren von
1938 bis 1939 zusammengearbeitet hat, Gustav Seitz (1906 bis 1969)
und Fritz Cremer (1906 bis 1993), bei denen Ingeborg Hunzinger in
den Jahren 1952 bis 1954 Meisterschülerin an der Akademie der Künste
der DDR in Berlin war.
Von Ludwig
Kasper zeigte die Galerie am Wasserturm im Jahre 2000
eine umfassende Ausstellung, von Gustav
Seitz im Jahre 1999 und von
Fritz
Cremer im Jahre 1998.
In Fortsetzung dieses Programms ist es nahe liegend, dass nun die
Galerie am Gendarmenmarkt eine Auswahl von Plastiken und Zeichnungen
Ingeborg Hunzingers zeigt.
Während Ingeborg Hunzinger bei Ludwig Kasper in der Klosterstraße
lernte, arbeitete dort auch Käthe Kollwitz. Von ihr ging eine
nachhaltige Wirkung aus, eine Wirkung, die insbesondere das soziale
Engagement Ingeborg Hunzingers deutlich geprägt hat. Als Ingeborg
Hunzinger es geschafft hatte, das plastische Ensemble »Frauen- protest
in der Rosenstraße« im Jahre 1995 zu vollenden und aufzustellen (ein
Auftrag noch aus den Zeiten der DDR, der durch den Senat von Berlin
weitergeführt wurde), wussten alle, dass die Durchsetzung dieses
Vorha- bens nicht nur hohes plastisches Können verlangt hatte, sondern
auch jene Kraft, die es braucht, Widerstände zu überwinden, um die
Ehrung zivilen Ungehorsams öffentlich zu erzwingen. So entstand
vielleicht ihr Haupt- werk.
Wenn Ingeborg Hunzinger in dieses Denkmal meißelt:
»Die Kraft des zivilen Ungehorsams und die Kraft der Liebe bezwingen
die Gewalt der Diktatur«, sind diese Zeilen in Kenntnis ihres Lebens
und ihres Werkes auch ein wenig vielleicht ihr eigenes Vermächtnis,
und die Fortset- zung dessen, was Käthe Kollwitz wohl vorbildhaft für
sie war.
Die Würdigung des Schaffens von Ingeborg Hunzinger mit einer
Ausstellung ist insofern schwer möglich, da ihr eigentliches
Anliegen immer der öffentliche Raum war und hier auch ihre
Hauptwerke stehen. Daher ist die Er- gänzung durch die Herausgabe des
Buches »Ingeborg Hunzinger -
Die Bildhauerin« von Christel Wollmann-Fiedler und des
Filmes »Eine Liebe in Stein«
Filmimpressionen über Ingeborg Hunzinger von Sylvia Rademacher und
Christel Wollmann-Fiedler eine eigentlich unabwendbare Notwendigkeit
und natürlich ein glückliches Zusammen- treffen. Das Buch enthält
neben einem ausführlichen und intensiven Gespräch mit Ingeborg Hunzinger, einen kunsthistorischen Text und erstmals ein
vollständiges Verzeichnis aller Plastiken Ingeborg Hunzingers im
öffent- lichen Raum mit den entsprechenden Abbildungen.
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